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Diebe - Ein lesbisches Theaterstück

K - Kathrin, Tochter eines Diebes
M - Mary, Tochter des Fürsten
R - Lord Roland, Rechte Hand des Fürsten & Verbündeter des Diebes (böse)
F - Fürst, Vater Marys, Feind des Diebes



Am Hofe des Fürsten.

K: Mary! Mary, wo bist du?
M: Ich in hier, Kat, meine liebe Kathrin, bist du es?
K: Ja, ich bin es, Mary.
M: Liebste, wo bist du? Ich sehe dich nicht. Es ist so dunkel.
K: Die Dunkelheit kann uns nicht trennen! Warte, ich komme zu dir!
 (Schritte auf dem Kiesweg)
R: Miss Kathrin, was treibt ihr hier? Ihr solltet doch im Versteck im Walde bleiben. Wollt Ihr Euch umbringen?
K: Lord Roland, Ihr habt mich erschreckt.
R: So scheint es mir nicht, doch ich bitte Euch um Entschuldigung. – Aber Ihr beantwortetet meine Frage nicht.
K: Ich nehme an, es führt kein Weg um eine Antwort vorbei?
R: Nein, ich denke nicht.
K: Nun gut. Ich bin gekommen um Euch zu sehen, Mylord. Ich hatte Sehnsucht.
R: Ihr scherzet! Ich weiß nun schon lange, dass Ihr Euch nicht an meinesgleichen interessiert.
K: Da habt Ihr Recht, Mylord. Nun,..
R: Wartet! Seid Ihr wegen des Fürsten Tochter hier? Dies ist der Grund, nicht wahr?
K: Mylord, wie kommt Ihr auf diesen Einfall?
R: Ich habe Gerüchte vernommen, die von Eurem Verhältnis zur Fürstentochter berichten. Ich nahm an sie würden Wahrheit sprechen und hier habe ich den Beweis. Euer Vater wird sehr erzürnt sein über diese Nachricht. Verbündet sich doch die eigene Tochter mit des Feindes Brut wie ein Verräter.
K: Schweigt! Ihr seid der Verräter in meines Vaters Kreis! Ihr verbündet Euch mit dem Feind selbst und schmiedet Pläne zur Vernichtung meines Vaters und setzt euch des Nachts zu ihm wie ein guter Freund. Ihr treibt ein falsches Spiel!
R: Ihr seid verwirrt und müde, meine Liebe. Verschwindet also bevor ich Euch festnehmen lasse. Und wagt es nicht noch einmal mich zu belangen, sonst wird es Euch leid tun!
K: Wie es Euch beliebt, Mylord. Aber in Zukunft werde ich Euch im Auge behalten, verlasst Euch darauf!
 (geht ab und verharrt dann hinter einer Säule bis Lord Roland verschwunden ist)
K: Mary! Bist du noch da?
M: Ja. Oh, Kat, er hat etwas bemerkt. Er wird es unseren Vätern erzählen.
K: Mach dir keine Sorgen! Ich kümmere mich um ihn. Und jetzt lass uns gehen. Die Nacht ist zu kurz als dass wir noch mehr Zeit verschwenden sollten.
 (gehen ab)

Im Schloss. Saal des Fürsten.

R: Durchlaucht, ich bitte um eine Audienz.
F: Lord Roland! Herrgott, es ist mitten in der Nacht!
R: Es geht um Eure Tochter, Durchlaucht.
F: (erhebt sich aus dem Sessel) Tretet ein, Roland! Und erzählt, was ist mit meiner Tochter?
R: Ihr erinnert Euch an das Gespräch, welches wir vor einiger Zeit hatten, Durchlaucht?
F: Sicher. Ihr sprachet davon, meiner Tochter bald einen Heiratsantrag zu machen, sobald ich es euch erlaubt hätte.
R: Genau.
F: Ich nehme an, Ihr wollt meine Entscheidung wissen, Roland.
R: So ist es, Durchlaucht. Allerdings möchte ich Euch noch sagen, was mich bewegte sie zu meiner Frau zu wählen. Denn entgegen der Behauptung des Hofmarschalls ich wolle nur an Euer Geld habe ich andere Gründe.
F: Setzt Euch, Roland! (setzen sich in die Sessel) Und nun erzählt mir von Euren Gründen.
R: Mein Vater war lange Zeit ein Freund Ihrer Familie und ich bin solch einer ebenfalls. Wie Ihr wisst, kenne ich Eure Tochter Mary schon seit ihrer Kindheit und habe sie schätzen gelernt. Allerdings kann ich keinesfalls von Liebe sprechen, wenn ich über meine Gefühle zu ihr spreche. Ich empfinde mehr Verbundenheit als Liebe. Deshalb ist der eigentliche Grund für meinen Antrag auch ein anderer. Durchlaucht, ich habe Grund zur Annahme, dass Eure Tochter mit bürgerlichen Kaufleuten aus dem Volke verkehrt. Außerdem sah ich sie mit dem Kind Eures Erzfeindes Barker Troubs im Walde spazieren gehen.
F: Mit Barker Troubs Kind?
R: Nun ja, Durchlaucht.
F: Was hat meine Tochter mit diesem Balg zu tun?
R: Ich weiß es nicht. Allerdings – Durchlaucht, wenn Ihr mir erlaubt Eure Tochter zu heiraten, wird Sie sich nicht mehr solchen Halunken widmen und eine anständige Frau werden.
F: Schimpft Ihr meine Tochter etwa als unanständig?
R: Natürlich nicht! Allerdings war das was sie mit dem Kinde Troubs tat nicht anständig.
F: Wie meint Ihr das, Roland?
R: Nun, sie gaben sich einen Kuss, Durchlaucht.
F: Einen Kuss? Meine Tochter küsste des Feindes Balg?
R: Ich bin mir nicht sicher, ob Eure Tochter wusste, dass es Troubs Kind war. Nicht viele haben es je zu Gesicht bekommen.
F: Ihr meint, meine Tochter glaubte sich mit einem bürgerlichen Kerl zu vergnügen und geriet unbewusst an den Fürstenfeind?
R: Dies ist möglich, Durchlaucht.
F: Nun denn. Roland, Ihr habt meine Erlaubnis meine Tochter um ihre Hand zu bitten. Nein! Sie sei Euch hiermit auf ewig versprochen!
 (gibt Roland seinen Ring)
R: Ich danke Euch, Durchlaucht. Ich werde Eurer Tochter ein guter Ehemann sein!
F: Treibt ihr diese Kindereien aus! Die Verlobung wird am morgigen Tag bekannt gegeben und die Hochzeit so schnell wie möglich gehalten.
R: Ich werde mich nun zurückziehen. Wenn Ihr erlaubt, werde ich meiner Verlobten morgen vor dem Morgenmahl Bescheid geben?
F: Tut das, Roland!
R: Schlafet wohl, Durchlaucht.
 (geht ab)

Im Zimmer der Fürstentochter Mary.

K: Es war wieder eine lange Nacht, Liebste. Wir sollten besser auf die Zeit achten. Die Sonne erwacht schon am Horizont.
M: Besser du gehst jetzt, meine liebe Kathrin. Rosalie wird gleich kommen um mich zum Morgenmahl zu wecken.
K: Hach, am liebsten würde ich den ganzen Tag mit dir verbringen. Selbst wenn ich dafür mein ganzes restliches Leben im Kerker eingesperrt sein würde.
M: Du bist verrückt.
K: Nein, ich habe nur mein Herz verschenkt.
 (Es klopft und die Tür öffnet sich. Kathrin versteckt sich unter dem Bett.)
M: Lord Roland!
R: Guten Morgen, meine Liebe.
M: Was tut Ihr hier?
R: Euer Vater schickt mich. Ich soll Euch eine Nachricht überbringen.
M: Eine Nachricht? Sprecht!
R: Euer Vater hat einen Mann für Euch gefunden. Eure Verlobung wird heute bekannt gemacht.
M: Verlobung? Aber wen soll ich denn heiraten?
R: Mich.
M: Euch? Aber Lord, wieso Euch?
R: Ich habe Euren Vater um diesen Verbund gebeten.
M: Warum tatet Ihr dies? Ihr liebt mich doch nicht etwa?
R: (lacht) Nein, sicher nicht. Aber ich habe Eurem Vater von Euren Ausflügen mit Troubs Balg berichtet und wir waren uns einig, dass nur eine Ehe Euch zur Vernunft bringen könne.
M: Und diese Ehe soll ich ausgerechnet mit Euch führen? Dabei seid Ihr der Herrscher der Unvernunft oder wie soll ich Eure Verbundenheit mit Barker Troubs deuten? Als Verrat gegenüber meinem Vater?
R: Es ist kein größerer Verrat als Ihr Eurem Vater angetan habt, meine Liebe. Lasst uns einen Bund schließen! Ihr tretet mit mir vor den ehelichen Altar und ich verrate Eurem Vater nichts von Eurer Untugendhaftigkeit.
 (Lord Roland streckt ihr die Hand entgegen, welche sie übersieht)
M: Nun, was werden wir zu unserer Verlobung unternehmen?
R: Einen Ausritt mit dem gesamten Hofsgefolge.
M: Wie? Aber ich kann doch nicht reiten!
R: Nun, dann rate ich Euch einen Gelehrten zu Euch zu rufen, der Euch das Reiten bis zum Nachmittag lehrt, damit Ihr Euch, mich und Euren Vater nicht blamiert.
 (geht ab)
M: Kathrin, hast du das gehört?
K: Ja, zu meinem Bedauern. Oh, dieser Verräter soll in der Hölle schmoren!
M: Kathrin! Fluche nicht!
K: Ach, Mary, ich muss meinem Ärger Luft machen. Lass mich kurz überlegen...
 (setzt sich auf Marys Bett)
M: Aber was nutzt uns das? Lord Roland ist der Überlegenere. Er scheint die Hinterlistigkeit im Blut zu tragen und das Böse im Herzen.
K: Ja, aber ich trage Klugheit im Kopf, die Gerissenheit im Blut und die Liebe im Herzen. Außerdem bin ich meines Vaters Tochter und als diese lasse ich mir nicht in meine Pläne greifen.
M: In welche Pläne?
K: Ich werde dich mit dem Einverständnis deines Vaters heiraten!
M: Kathrin, das ist doch absurd!
K: Nein! Und wenn - lieber schmiede ich absurde Pläne als dich diesem Tyrannen zu überlassen! Und jetzt muss ich gehen. Schicke einen Bediensteten in die Stadt und lasse nach einem Reitkunstgelehrten suchen!
M: Aber Kathrin...
 (Kathrin gibt Mary einen Kuss und springt dann vom Balkon)

 
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