Für Anna, die mich immer wieder daran erinnert, wie schön es ist nicht zu vergessen.
Prolog
Endlich war es so weit. Der Frühling stand vor der Tür. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und ein leichtes Lüftchen wehte über das Land. Während in ganz England trotz des schönen Wetters noch keine einzige grüne Knospe zu entdecken war, blühte in dem geheimnisvollen Sunny Village, einem kleinen Ort in Südengland, bereits jeder Baum.
Emily Rose lag in eine warme Decke gehüllt auf einer Liege in ihrem Garten und genoss die warmen Sonnenstrahlen. Sie liebte alle Jahreszeiten, doch nach diesem –wie es ihr schien – so unendlich langem Winter freute sie sich sehr über die strahlende Sonne. Sie machte die Welt so viel freundlicher.
Es war bereits Mittag und Emily verspürte eine leichte Leere in ihrem Magen. Vom Nachbarhaus wehte ein süßliche-herzhafter Duft herüber, den sie genüsslich in die Nase sog. Mrs. Miller machte die besten Honigkäsepasteten im ganzen Land. Allerdings kannte Emily auch niemanden sonst, der Honigkäsepasteten machte. Sie waren Mrs. Millers Spezialität und jedes Jahr gewann sie damit mindestens einmal bei einem der zahlreichen Back- und Kochwettbewerbe, an denen sie teilnahm.
Emily erhob sich aus ihrer knallgelben Sonnenliege und ging beschwingt zum Haus. Sie würde sich etwas Leckeres kochen; vielleicht nach einem alten Rezept ihrer Mutter. Sie erinnerte sich daran, dass ihr Mutter einmal Nudeln mit einer exotisch schmeckenden Soße gekocht hatte. Vielleicht fand sie dieses Rezept ja in dem geheimnisvollen alten Buch, das unter einer lockeren Küchendiele versteckt war.
Als Emily die Tür zu ihrem kleinen Häuschen öffnete, das am Ende der Straße auf einem Hügel stand, stieg ihr ein beißender Geruch in die Nase. Sie stutzte. Gas? Sie sah zur Küche. Und plötzlich sah sie eine riesige Flammenwand auf sie zurollen. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie und im nächsten Moment wurde alles um sie herum schwarz.
Eins
Die Nachricht von Emily Rose´s Tod hatte sich in Windeseile im ganzen Ort und der nahen Umgebung verbreitet. Es war ein ganz normaler sonniger Tag gewesen. Mrs. Miller hatte wieder ihre berühmten Honigkäsepasteten zubereitet. July Crimson war mit ihrem Rauhaardackel Gassi gegangen und Paul Smith hatte in seinem Garten bereits zum dritten Mal an diesem Tag die Blumen gedüngt, damit er auch dieses Jahr wieder den Preis für den gepflegtesten und wunderschönsten Garten in Sunny Village erhielt.
Diese drei und auch die restlichen Bewohner des ruhigen Örtchens starrten vollkommen erschrocken hinauf zu dem kleinen Hügel, als Emilys Haus in einer riesigen Explosion verschwand.
„Die Polizei vermutet einen Defekt an der Gasleitung. Wir halten euch weiterhin auf dem Laufenden. Das waren George Parson und Mike Fellows von Radio Village.“
Die Musik setzte ein und George und Mike nahmen ihre Kopfhörer ab. Keiner von beiden – ebenso wenig wie alle anderen Bewohner von Sunny Village - konnte glauben, dass Emily tatsächlich tot war.
Sie war ein so freundlicher und fröhlicher Mensch gewesen. Und nun sollte sie einfach aus dem Leben getreten sein? George starrte hinauf zu dem kleinen Hügel, auf dem noch vor wenigen Stunden Emilys Haus gestanden hatte. Von der Radiostation, die sich ebenfalls auf eine Anhöhe, aber in einiger Entfernung, befand, hatte er einen fantastischen Blick auf das Geschehen. Auch wenn das, was er sah, in seinen Augen keinesfalls als fantastisch bezeichnet werden konnte.
Es war eine Katastrophe. Das kleine Häuschen mit den sonnengelben Wänden und dem terracotta farbenen Dach war nur noch ein riesiger Schutthaufen. Teile der unteren Wände standen noch wackelig auf ihrem Platz, drohten aber bald einzustürzen. Der Rasen rund um den Schutthaufen war schwarz angekokelt oder an manchen Stellen auch ganz weg gebrannt worden. Selbst der große Ahornbaum, der neben ihrem Haus gestanden hatte, war fast völlig abgebrannt. Nur noch der kleine Briefkasten, in Form einer Sonne, erinnerte daran, dass sich auf der kleinen Anhöhe einmal ein Haus befunden hatte.
Emily Rose war tot. Und die mit einem Mal waren dunkle Wolken am Himmel aufgezogen und es begann in Strömen zu regnen. Emily Rose war tot. Und der Regen spülte die kalte Asche vom Hügel hinab durch die Straßen und verteilte sie im ganzen Ort. Emily Rose war tot. Und trotzdem würde sie niemals wirklich sterben, denn sie war für immer in den Herzen der Bewohner von Sunny Village eingebrannt.
Drei Tage nach der Explosion regnete es immer noch. In den Straßen sammelten sich bereits riesige Wasserlachen und zweimal musste sogar die Feuerwehr anrücken, um die Keller der tiefer gelegenen Häuser auszupumpen.
Einige der Männer hatten sich dazu bereit erklärt, die Trümmer von Emilys Haus wegzuschaffen. Diejenigen die mutig genug waren. Diejenigen die sich nicht davor grausten eine Leiche zu finden. Denn Emily war zwar als tot erklärt worden, doch ihren Körper hatten sie noch nicht gefunden.
George Parson war einer dieser Männer. Mike hatte sich bereit erklärt die Radiosendung selbst zu leiten, während er draußen im Regen arbeitete.
„Traust du dir es wirklich zu?“, hatte Mike gefragt. Eigentlich hätte George ihn das fragen müssen, denn Mike arbeitete erst seit wenigen Wochen in der Radiostation und es war eine Menge Arbeit eine Radiosendung allein zu gestalten und zu organisieren. Aber George wusste, dass Mike ahnt, wie sehr es ihm nahe gehen würde – näher als jedem anderen hier in Sunny Village -, Emilys Leichnam zu finden. Er hatte Emily immer gemocht. Schon seit dem ersten Mal, als er sie in Ernies Pub getroffen hatte. Er hatte sie geliebt, vom ersten Moment an. Er liebte sie jetzt noch. Und vielleicht gab er gerade deshalb die Hoffnung nicht auf und beschwor alle Götter, dass sie noch am Leben war.
Was George zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste... seine Vermutung stimmte, seine Hoffnung war es wert aufrecht erhalten zu werden, sein Instinkt trügte ihn nicht und sein Gefühl verriet ihm die Wahrheit. Emily Rose war nicht tot.
Sie lebte. Wie durch ein Wunder hatte sie die Gasexplosion tatsächlich überlebt. Doch, was bisher noch keiner herausgefunden hatte - weder der schlaue Officer Frank Portman, noch sein etwas schusseliger Hilfsofficer Tobias Macpharson, noch der sonst so kluge George, dessen Denken aber durch sein inneres Gefühlschaos getrübt wurde - niemand von ihnen hatte bisher gemerkt, dass Emily gar keinen Gasofen besessen hatte, dass nicht einmal eine Gasleitung zu ihrem Haus führte.
Was also hatte ihr Haus zerstört? Wie war es zu so einer gewaltigen Explosion gekommen? Und vor allem – und das war in diesem Moment wahrscheinlich die wichtigste und beste Frage, die jemand stellen konnte – wo war Emily Rose?
♫♪♫
Emily rümpfte die Nase. Ein komischer Geruch hing in der Luft. Es roch nach... Ingwer und Wasabi. Woher kannte sie diesen Duft?
Leise Musik drang von irgendwo her. Sie hörte eine Panflöte und eine Geige, wenn sie sich nicht täuschte. Was für eine seltsame Kombination der Instrumente...
Emily schlug die Augen auf und sah sich um. Sie lag auf einem alten mit vielen bunten Flicken versehenen Sofa, das in einem riesigen Wohnzimmer stand, dessen Wände mit Teppichen behangen waren.
Emily erinnerte sich daran schon einmal hier gewesen zu sein und auch erinnerte sie sich an diesen seltsam eigentümlichen Geruch. Doch woher? Woher kannte sie dies alles?
In diesem Moment ertönte über ihr ein lauter Knall. „Ah! Bist du endlich aufgewacht, mein Kind!“, ertönte eine ruhige, von einer weiblichen Person stammende Stimme.
Emily setzte sich auf. Sie sah sich um, konnte aber keinen Körper zu der im Raum schwebenden Stimme entdecken. Sie runzelte die Stirn.
„Runzle nicht die Stirn, mein Kind, sonst bekommst du Falten!“, schallte die Stimme erneut von den Wänden herab.
Emily sah sich um. Wo bist du? Wer bist du? Die Stimme lachte. „Emily Julianna Rose. Sag bloß, du erinnerst dich nicht mehr an mich?!“
Es gab einen erneuten Knall - diesmal aber direkt neben dem Sofa – und eine dunkelhaarige Frau tauchte neben ihr auf. Emily betrachtete sie und in ihren Augen spiegelte sich sekundenlang Verwirrung wieder, doch dann riss sie die Augen auf.
Lange, braune, lockige Haare. Ein orangefarbenes Fetzenkleid mit schwarzen Mustern. Schwarze bis zum Knie reichende Lackstiefel.
„Tante Loretta!“
Emily starrte ihre Tante an, während diese sich mit einem Knicks verbeugte. „Ich bin erfreut meinen Namen aus Eurem reizendem Mund zu hören, meine liebste Hochwohlgeborenheit! Es ist entzückend, dass ihr mich doch noch zu erkennen vermögt.“
Herzlich nahm sie Emily in die Arme. „Es freut mich dich zu sehen, mein Kind.“
Emily schüttelte den Kopf. „Was ist passiert? Wieso bin ich hier?“ Sie fasste sich an die Stirn. Litt sie unter einem Fieberwahn?
„Nun, mein Kind. Es gab gewissermaßen ein Problem. Ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst, was du als letztes getan hast!?“
Emily überlegte kurz. Dann weiteten sich ihre Augen vor Schreck. „Ein Drache! In meinem Haus war ein Drache!“
Emily saß in Tante Lorettas Küche. Nachdem sie die Erkenntnis getroffen hatte, dass ein Drache ihr wunderbares Haus auf dem kleinen Hügel in Sunny Village zerstört hatte, musste Loretta ihr erst einmal ihren stärksten Beruhigungstee zubereiten.
Tante Loretta goss den Tee in die kleine, blau geblümte Tasse und setzte sich dann neben ihre Nichte. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Bist du böse?“
Emily sah sie an. „Nein. Ich fühle mich geschockt. Und ich frage mich, wie ein Drache mein Zu Hause entdecken konnte. Und vor allem – warum hat er es überhaupt erst gesucht?“
Tante Loretta starrte auf ihre Hände. „Nun, weißt du, mein Kind, manchmal machen auch Erwachsene Fehler. Besonders bei erwachsenen Hexen kommt das durchaus vor, wenn sie ihre Brille verlegt haben und daher die richtigen Zutaten für das Rezept nicht finden können, welches sie gerade ausprobieren wollten.“
Emily starrte ihre Tante erschrocken an. „Du hast mir den Drachen geschickt?“
Tante Loretta nickte und hob gleich abwehrend die Hände. „Es war keine Absicht! Ich habe einfach die Gläser verwechselt. Es sollte doch Marla Townson aus der Buckmore Street treffen.“
Emily nahm einen Schluck von dem Tee. „Wie kann man wegen eines Krautes einen Feuer spuckenden Drachen statt zu seiner größten Erzfeindin zu seiner einzigen Nichte schicken?“
„Ach“, seufzte Tante Loretta. „Ich weiß doch auch nicht. Nun, vielleicht doch. Ich habe statt des Sangariuskrautes die Palesiaspflanze in den Topf geworfen.“
Emily nickte. Diese beiden Pflanzen konnten schon schwer zu unterscheiden sein – zumindest, wenn man ohne Brille halb blind war.
Sie seufzte. „Und nun?“, fragte sie ihre Tante. „Wie soll es noch weiter gehen? Ich kann doch jetzt wohl kaum nach Hause zurück und so tun, als wäre nichts passiert.“
Tante Loretta schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es tut mir so leid, mein Kind! - Hier. Der Zeitungsartikel von gestern Morgen.“ Sie reichte ihr einen großen Papierfetzen.
Emily Rose bei Gasexplosion ums Leben gekommen. Polizei bittet Bewohner um Mithilfe. Nach drei Tagen immer noch keine Spur von der Leiche.
Emily starrte ihre Tante entsetzt an. „Der wievielte Tag ist heute?“
„Der vierte, mein Kind, aber..“ Emily sprang von ihrem Stuhl auf. „Ich muss sofort zurück.“
Tante Loretta schüttelte den Kopf. „Und wie willst du das anstellen? Sie glauben, du wärst bei der Explosion ums Leben gekommen!“
Emily starrte auf den Zeitungsausschnitt. Darauf war ein Bild ihres zerstörten Hauses - oder besser gesagt: Es waren die Trümmer ihres wunderbaren Heimes zu sehen.
„Ich werde zurück gehen. Außerdem muss ich sehen, wohin der Drache verschwunden ist!“
Tante Loretta öffnete den Mund, um einen Widerspruch zu erheben, doch da hatte sich Emily bereits in Luft aufgelöst. Wenn das nur gut ging...
♫♪♫
George lief zwischen den Bruchstücken von Emilys Haus entlang. Heute war der vierte Tag. Seit drei Tagen gab es keine Spur von Emily. Und er hatte auch nicht die Hoffnung sie heute noch zu finden, denn ein Großteil der Trümmer war bereits weggetragen wurden.
Er setzte sich auf einen Stein, der früher einmal vor Emilys Terrasse gestanden hatte und starrte hinunter in auf den Brunnen, der die Mitte von Sunny Village darstellte.
Erstaunlicher Weise hatte sich daran in den letzten 50 Jahren auch nichts geändert. Der Bürgermeister William Jordan hatte veranlasst, dass neue Häuser immer so gebaut wurden, dass sie das Kreisschema des Ortes nicht zerstörten. Und bisher hatte sich noch jeder daran gehalten.
George beobachtete die glitzernden Wassertropfen, die aus dem steinernen Wasserspucker in der Mitte des Brunnens flossen und kleine Wellen im Brunnen schlugen, als er hinter sich plötzlich ein Klappern hörte.
Er wandte sich um. War da gerade jemand an ihm vorbei gelaufen? Er erhob sich von seinem Stein und sah sich um. Weniger als zwei Meter von ihm entfernt wackelte ein Teil der Bodendiele hin und her.
Langsam ging er darauf zu. Er streckte den Arm aus und zog an dem Brett. Mit einem Krachen fiel es zur Seite. Darunter kamen zwei schlanke, verschmutzte Beine zum Vorschein.
George erstarrte einen Moment, dann sprang er in die Lücke. Er schrie. Rief den anderen Helfern zu, sie sollten einen Arzt holen und eine Trage.
Als er sie von den Trümmern befreit hatte, lag Emily bewusstlos vor ihm. Wie er sie da so liegen sah, spürte er in seinem Magen ein starkes Ziehen.
Er griff mit den Armen unter sie und hob sie hoch. Wie ein Held trug er sie aus den Bruchstücken ihres wunderbaren Heimes. Wie ein Held stieg er über die verbrannten Dielenbretter und Möbelstücke hinweg. Wie ein Held übergab er sie den Männern mit der Trage.
Emily spürte eine warme Hand, die sanft über ihre Wange strich. Sie öffnete die Augen und blickte direkt in das braun gebrannte Gesicht von George Parson. Er lächelte. Genau wie an dem Tag, an dem sie sich das erste Mal gesehen hatten. Und schon damals hatte sie sich in dieses Lächeln verliebt.
„Wie geht es dir, George?“, fragte sie ihn. Sein Lächeln wurde breiter. „Das sollte ich dich fragen.“ George musterte sie besorgt, denn sie sah ihn müde und erschöpft an. Ihr Gesicht war von Schürfwunden übersät. Um den rechten Arm trug sie eine Schlinge und an ihrer linken Schulter entdeckte er unter ihrem Hemd einige Brandwunden.
„Mir geht es gut. - Was ist passiert?“
George fuhr sich mit der Hand durch´s Haar. Eigentlich hatte er gehofft nicht sofort auf das Thema zu sprechen kommen zu müssen. Mit einem müden Seufzer erzählte er ihr von der Gasexplosion und ihrem Haus, das nun in Trümmern lag.
Ihre Augen weiteten sich entsetzt und eine Träne kullerte aus ihrem Auge. „Wer hat mich gefunden?“, fragte sie nach einer Weile und George lächelte.
„Ich. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben als ich dich unter einigen Dielenbrettern fand.“
Emily lächelte. „Dann bist du also mein strahlender Held.“
Geroge errötete leicht und lachte. „Nun, wenn du das so sehen willst, habe ich nichts dagegen – euer Hoheit!“, fügte er rasch hinzu.
Emily lächelte. „Danke. - In mein Haus werde ich wohl nicht mehr zurück können, oder?“ George schüttelte den Kopf. „Aber hier bleiben will auch nicht. Ich erinnere mich noch nur zu gut an Schwester Mollys Behandlungsmethoden. Außerdem halte ich es eh nicht lange im Bett aus.“
George nickte wissend. Er erinnerte sich nur zu gut an die Zeit als Emily eine Grippe erwischt hatte. Sie war im Bett beinahe eingegangen, weil sie nichts tun konnte. Nicht, dass sie arbeitsbesessen war, doch im Bett liegen und Nichts tun, während es so viel zu erledigen gab, konnte sie auch nicht.
Letztendlich hatte George es allerdings doch noch geschafft sie abzulenken, indem er ihr verschiedene Kartenspiele beibrachte. Was ihm zwei Monate Hausverbot im Ortspub eingebracht hatte, da sie seitdem allen Männern bei einem gepflegten Pokerspiel das Geld aus den Taschen zog.
Er grinste bei dem Gedanken daran und sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Worüber grinst du?“, fragte sie, doch er konnte sich die Antwort sparen, da in diesem Moment die Krankenschwester Molly Dixon das Zimmer betrat.
„Sagen Sie, Molly, wenn Emily hoch und heilig versprechen würde, das Bett nicht zu verlassen, dürfte sie dann wohl bei Freunden einziehen?“
Molly Dixon sah ihn missmutig an. „Ich kann sie nicht zwingen hier zu bleiben.“ George nickte und wartete bis die Schwester wieder im hinteren Zimmer verschwunden war.
Emily sah ihn fragend an. „Was hast du vor, George?“
„Emily, was hältst du davon, wenn du bei mir einziehst? Solange die Sache mit deinem Haus noch nicht geklärt ist.“
Emily sah George überrascht an. „Ist das dein Ernst?“ Er nickte. Und fragte sich im gleichen Moment, ob er hierbei hauptsächlich an ihr Wohl dachte oder er eher daran wie er wohl sein würde sie auf dem großen Schaffell zu lieben, das in seinem Wohnzimmer vor dem Kamin lag?
Er sah wie Emily ihre Lippen befeuchtete und sein Blick blieb einfach an dieser Stelle hängen. Er fragte sich, ob ihre Lippen sich ihm öffnen würden, wenn er versuchen würde ihr jetzt die Zunge in den Mund zu stecken, wie ein pubertierender Teenager.
Ohne es zu merken war er ihr immer näher gekommen und sein Gesicht war jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Er sah ihr in die Augen. Schlagartig zog er sich zurück.
„Ich werde ein paar Sachen für dich auftreiben und dir ein Zimmer in meinem Haus einrichten, dann kannst du spätestens heute Abend hier raus“, sagte er leise. „Ich hol dich dann ab.“